Natur
Stadt
Schule
Bildungsangebot
für Schulen
Die Idee
Für das Projekt NaturStadtSchule lautete die Idee: Raus aus der Schule, rein in die Natur- und das mitten zur Unterrichtszeit!
Je eine Woche verbrachten Jugendliche an der frischen Luft, um mit ihrer Arbeit der Stadt ein Stück Natur zurück zu geben. Die NaturStadtSchule erreichte zwei Ziele gleichzeitig: Einerseits vermittelte sie den Schülerinnen und Schülern Kompetenzen aus dem Bereich Bildung für nachhaltige Entwicklung – und wertete zudem städtische und stadtnahe Lebensräume auf.
Das nützt der biologischen Vielfalt der Stadt Freiburg und schult das Naturbewusstsein der Zielgruppe, die bisher schwer für den Natur- und Artenschutz zu begeistern war. Praktische Arbeiten für den Naturschutz in längerfristigen Projekten bieten Jugendlichen mit und ohne Migrationshintergrund zudem die Möglichkeit, Erfahrungen auf verschiedenen Berufsfeldern zu sammeln und sich außerhalb von Schulräumen zu bewähren.
Zum Projektablauf
ProjektLaufzeit: November 2013 bis Mai 2015
Nach der preisgekrönten „Schulverwaldung“ startete das WaldHaus Freiburg erneut ein bundesweit einmaliges Projekt.
Freiburger Schülerinnen und Schüler der Mittelstufe erarbeiteten von November 2013 bis März 2015 vierzehn Best Practice-Projekte, die dem Natur- und Artenschutz oder dem Naturerleben in Freiburg dienen.
Hierfür erhielten sie Areale in und um die Stadt, auf denen sie bestehende Lebensräume aufwerteten oder auch neue erschaffen konnten. Die Klassen waren von der Planung bis zur Umsetzung und Dokumentation in das Projekt mit eingebunden. So wurden die Schülerinnen und Schüler handwerklich und gestalterisch tätig und lernten von Anfang an Verantwortung für ihr eigenes Projekt zu übernehmen.
Die Ergebnisse sind in den Parks, auf Schulhöfen und auf Grünflächen in und um die ganze Stadt zu sehen und durch die nebenstehenden Hinweisschilder gut zu erkennen.
Die Ergebnisse sind in einer Broschüre zusammengefast und stehen hier zum Download bereit.
Die Umsetzung
Die einwöchigen Artenschutzprojekte wurden von Diplom-Forstwirt Philipp Gottwald zusammen mit „FÖJlern“ und PraktikantInnen des WaldHauses, den beteiligten SchülerInnenn und deren LehrerInnen geplant und erarbeitet.
Philipp Gottwald verfügt über langjährige Erfahrung sowohl in der Natur- und Umweltpädagogik als auch im Garten- und Landschaftsbau. Daher bringt er umfangreiches Praxiswissen und für das Projekt erforderliche handwerkliche Fertigkeiten mit.
Alle Projekte wurden mit Informationstafeln versehen, auf denen der Sinn und Nutzen des Projekts genauer beschrieben wird.
Am Ende des Projektzeitraums wurde eine Broschüre mit allen Praxisbeispielen erstellt, auch um das Modellprojekt für andere Regionen übertragbar zu machen.
Die UN-Dekade Biologische Vielfalt
Die Vereinten Nationen haben den Zeitraum 2011-2020 zur UN-Dekade Biologische Vielfalt ausgerufen. Durch die Dekade sollen mehr Menschen für den Erhalt der biologischen Vielfalt sensibilisiert werden. Das gesellschaftliche Bewusstsein für den Wert der biologischen Vielfalt und die Verantwortung für deren Schutz und nachhaltige Nutzung soll gefördert werden.
Das Projekt NaturStadtSchule sieht sich als ein kleiner Baustein dieser weltweiten Bewegung. Es ermöglichte SchülerInnen im Sinne der lokalen Agenda 21 unter dem Stichwort global denken-lokal handeln, vor Ort ihren Teil zum Erhalt einer vielfältigen Umwelt beizutragen.
Die Projektwochen waren so ausgerichtet, dass am Ende ein abgeschlossenes Ergebnis steht. Dieses Ergebnis dient entweder direkt dem Natur- und Artenschutz wie z.B. Steinkautzniströhren, Trockenmauern, Anlage eines Feuchtbiotops, Insektenhotel oder dem Naturerleben der Bevölkerung (Feuerstelle an einer Schule, Lehmofen an einem Kindergarten, Waldhängematten).
Neben der direkten Wirkung für die biologische Vielfalt hatte das Projekt den Anspruch, die beteiligten Jugendlichen für den Themenbereich Natur- und Artenschutz zu begeistern.
Die Förderung
Die „NaturStadtSchule“ wurde über einen Zeitraum von 18 Monaten von der Stiftung Naturschutzfonds Baden-Württemberg aus Mitteln der Glücksspirale mit einem Betrag von 99.000 Euro gefördert.
Die Projektwochen
Steinkauzniströhren | 2013
Die erste Projektwoche vom 11.11. – 15.11.2013
Betreuung:
Philipp Gottwald (WaldHaus Projektleitung)
Sarah Mößner (WaldHaus FÖJ)
Teilnehmer:
8 SchülerInnen der Lernstatt Freiburg
Steinkauzniströhren – Neuer Lebensraum für Steinkäuze
Auf einer Streuobstwiese auf dem Schönberg haben im November 2013 acht Schülerinnen und Schüler der Lernstatt Freiburg den Lebensraum für Steinkäuze aufgewertet, indem sie Röhren zur Nisthilfe angebracht haben.
Die Lernstatt Freiburg ist ein pädagogisches Timeout-Modell für Freiburger SchülerInnen der Werkrealschulen, deren Aufgabe es ist, Jugendliche aufzunehmen, die nicht mehr in den Unterricht und das Schulleben integrierbar sind. Nach 14 bis 15 Schulwochen wird die Rückführung in die alte Klasse oder eine andere Freiburger Werkrealschule angestrebt.
Das einwöchige Projekt des WaldHaus Freiburg sollte dazu beitragen, dass Ziel der Lernstatt im positiven Sinne zu beeinflussen.
Die Jugendlichen haben in dem einwöchigen Projekt die benötigten Bauteile für die Steinkauzniströhren aus selbst geschlagenen Douglasien aus dem Freiburger Stadtwald hergestellt. Hierfür mussten sie in den ersten Tagen handwerklich mit Axt, Schäleisen und Co. tätig werden, um die Baumstämme in die zur Verarbeitung nötigen Formate zu bringen. Als die Einzelteile für die drei zu bauenden Niströhren noch mit Bohrer, Stechbeitel und Klüpfel bearbeitet wurden, konnten sie am vorletzten Tag auch vernagelt und fertiggestellt werden.
Am Freitag traf sich die Projektgruppe auf dem Schönberg, um die fertigen Steinkauzniströhren an den Obstbäumen auf der von der NABU betreuten Streuobstwiese anzubringen.
Die Schülerinnen und Schüler lernten in der Woche aber nicht nur ordnungsgemäß mit Werkzeug umzugehen, sondern auch, wie wichtig der Zusammenhalt und das Arbeiten in einer Gruppe ist.
Doch was für einen Nutzen hat das Bauen und Anbringen von Nisthilfen für diesen kleinen Kauz überhaupt?
Informationen zum Steinkauz
Der Steinkauz (Athene noctua) ist ein Eulenvogel aus der Familie der „Eigentlichen Eulen“.
Das Gefieder der kleinen Eule ist dunkelbraun und auf der Oberseite weißlich gefleckt.
Idealer Lebensraum sind Parkanlagen, Kopfweidenbestände und Streuobstwiesen, da er offene und ebene Grünflächen bevorzugt. Die Nahrung des Eulenvogels besteht aus Käfern, Grillen, Regenwürmern, Reptilien, Mäusen, Kleinvögeln und Amphibien.
Der Steinkauz brütet in Mitteleuropa überwiegend in hohlen Baumstämmen.
In Abhängigkeit von der Feldmausdichte legt der Steinkauz Mitte April bis Mitte Mai 6 bis 7 Eier. Nach 22 bis 30 Tagen schlüpfen die Jungen, die etwa 10 Tage später die Höhle und mit 2 bis 3 Monaten das Revier komplett verlassen.
Der Steinkauz steht in Baden-Württemberg mit einem Bestand von ca. 400 (Stand 2004) Paaren auf der Roten Liste der gefährdeten Arten. Dies bedeutet, dass man sich um diese Art besonders sorgen und kümmern muss, um ihren Erhalt gewährleisten zu können.
Seit den 1950er Jahren wurde die Lebensgrundlage des Steinkauzes durch die Intensivierung der Landwirtschaft, die Rodung vieler Obstbaumwiesen und die Sanierung und Modernisierung alter Gemäuer immer mehr zerstört. Es blieben ihm nur noch wenige hohle Baumstämme und natürliche Nistplätze, die er zum Brüten nutzen konnte und so wurden 1993 in Südbaden nur noch zehn Steinkauzpaare gesichtet. Durch eine gezielte Biotoppflege, wie sie auch auf der Streuobstwiese am Schönberg betrieben wird, ist es inzwischen zu einer leichten Erholung der Bestände gekommen. Und auch durch das Errichten neuer Nistmöglichkeiten, in Form der von der Lernstatt gebauten Röhren, soll sich diese positive Entwicklung weiter fortsetzen.
→ Zum selbst tätig werden, Steinkauzniströhren selbst bauen!
Insektenhotel | 2013
Die zweite Projektwoche vom 25.11. – 29.11.2013
Betreuung:
Philipp Gottwald (WaldHaus Projektleitung)
Leonid Krebs (WaldHaus FÖJ)
Sarah Mößner (WaldHaus FÖJ)
Alina Rabenstein (Praktikantin)
Teilnehmer:
28 SchülerInnen der Emil-Thoma-Realschule Freiburg
Insektenhotel – Neuer Wohnraum für Insekten
Ende November war eine 8.Klasse der Emil-Thoma-Realschule mit 28 SchülerInnen beim Projekt NaturStadtSchule zu Gast. Es wurden 3 Arbeitsgruppen gebildet. Ein Teil der SchülerInnen kümmerte sich um das leibliche Wohl. Während der ganzen Woche kochten Sie auf einer Feuerstelle im Wald. Sie machten Brennholz, kauften ein, kochten und holten Wasser vom nächsten Waldbrunnen. Die Handwerker-Gruppe goss Fundamente für das Insektenhotel aus Beton, fällte Robinien, entrindete und entastete sie und errichtete eine 3.00 x 3.00 Meter große Konstruktion, die mit Regalen ausgestattet wurde. Ganz unten kam eine Natursteinmauer hin. Die Steine holten die Schüler selbst von einer Geröllhalde im Wald. Darüber wurden mit Tausenden von Löchern versehene Harthölzer als Nistmöglichkeit für die Bienen platziert und Lehm, den sie zum Verschließen der Gänge benötigen. Im dritten Fach sind alle möglichen Pflanzenteile, Ziegelsteine und andere Nisthilfen befestigt. Unter dem Dach wurde eine Menge Reisig angebracht.
Ein weiteres Schülerteam dokumentierte die Woche mit Bildern und recherchierte zu den Hintergründen eines Insektenhotels im Internet. Diese SchülerInnen halfen auch bei der Erstellung der Informationstafel mit.